AVL Focus - Ausgabe 2024

Ein Leuchtturm-

projekt für den

Schwerlastverkehr

In der EU müssen die CO2-Emissionen von neu zugelassenen

schweren Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2030 um 45 %

sinken. Wie das gelingen kann, zeigt ein innovativer

Brennstoffzellen-Demonstrator-Lkw von AVL.

er Schwerlastverkehr ist weltweit für mehr als ein Drittel

des gemeinsamen CO2-Ausstoßes von Pkw, Lkw und

Bussen verantwortlich. Um die Klimaziele der EU zu

erreichen, müssen die Emissionen auch im Schwerlastver-

kehr deutlich reduziert werden. Neben batterieelektrischen

Antrieben und Wasserstoff-Verbrennungsmotoren rückt die

Brennstoffzellen-Technologie in den Fokus. AVL treibt deren

Entwicklung aktiv voran und präsentiert einen zukunftsweisen-

den AVL Fuel Cell Technology Demonstrator Truck. Das interne

Forschungsprojekt demonstriert innovative Lösungen für ver-

schiedene Herausforderungen. Das Spenderfahrzeug ist eine

europäische Standard-Sattelzugmaschine für den Fernverkehr.

Digitaler Zwilling für eine effiziente Entwicklung

Mit dem Demonstrator-Lkw zeigt AVL nicht nur das Potenzial

der Wasserstoff-Technologie auf, sondern legt auch einen

möglichst effizienten Entwicklungsprozess dar. Entscheidend

hierfür ist die intelligente Implementierung der AVL-Simula-

tionsmethodik zur Optimierung von Zeitaufwand, Kosten und

Qualität.

Die Erstellung eines Digitalen Zwillings des Originalsystems

ermöglicht datenbasierte Entscheidungen bereits in einem

frühen Stadium. Die Systeme werden wiederholt validiert, um

potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu

entwickeln. Neben Standard- und MiL/SiL/HiL-Simulationen

stehen verschiedene Prüfstandsaufbauten für die einzelnen

Fahrzeugsysteme zur Verfügung.

Der Digitale Zwilling ist besonders zu Beginn der Fahrzeugent-

wicklung entscheidend, da viele Parameter noch unbekannt

sind, etwa die Leistung der Brennstoffzelle, die Größe der

Batterie oder die Menge des im Fahrzeug zu speichernden

Wasserstoffs. Auch die Gesamtkosten des Antriebsstrangs

sind meist noch nicht bekannt.

Am Beginn des Entwicklungsprozesses können die Tools von

AVL auch mit relativ wenig Informationen bedatet werden.

Für erste wertvolle Ergebnisse genügt es beispielsweise, die

Wirkungsgradkennlinie der Brennstoffzelle, die Lade- und Ent-

ladekennlinie der Batterie sowie ein Wirkungsgradkennfeld des

Antriebsstrangs zu kennen. Bei Bedarf können auch weitere

Informationen zu bekannten Standardsystemen aus den AVL-

Datenbanken verwendet werden.

Je nach Entwicklungsstand und Qualität der vorhandenen

­Modelle kommen unterschiedliche Simulationswerkzeuge

zum Einsatz – beispielsweise AVL AVL CRUISE™ M, aber

auch Simulink- oder sogar MOTRAN-Modelle. Mit AVL

Model.CONNECT™ werden die Modelle aus den ­verschiedenen

Simulations­werkzeugen zu einem Digitalen Zwilling in

­Co-Simulation verbunden.

Flexibilität bei sich ändernden Parametern

Bei komplexen Projekten kommt es immer wieder zu unvor-

hergesehenen Änderungen, so auch beim AVL Demonstrator-

Lkw. Die ursprünglich vorgesehene, selbst entwickelte Batterie

war in Folge von Lieferkettenproblemen nicht verfügbar.

HOME OF INNOVATION

NEXT GENERATION VEHICLES

34 | 35