AVL Focus - Ausgabe 2024

Welche Strategien, Herausforderungen und Potenziale finden sich in den Märkten rund

um Aviation (Luftfahrt), Rail (Bahnverkehr), Marine (Schifffahrt) und Industrial Energy

(Energie/Strom)? Und wie kann AVL mit Know-how und Erfahrung im Fuel Cell-Bereich

punkten? Ein Interview mit Sascha Heinecke, Director Sales Industry Solutions, und

Helmut Iancu, Global Business Segment Manager – Fuel Cell.

AVL Testlösungen abseits des Automotive-Sektors

Brennstoffzellen-Power

in neuen Industrien

Welche Rolle spielt das Thema Brennstoffzelle in den neuen

Märkten?

Heinecke: Auf jeden Fall eine wichtige. Aus der Sicht der „New

Mobility“ geht es vor allem um die Frage, wie und wo man Syn-

ergien schaffen und Potenziale eröffnen kann. Als Projekt fällt

mir hier direkt BALIS ein, das gemeinsam mit dem Deutschen

Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) umgesetzt wurde.

Iancu: Das BALIS-Projekt war für uns und das DLR ein wich-

tiger Meilenstein. Es hat gezeigt, wie innovative Methoden

und komplexe Testlösungen aus dem Automotive-Bereich

auf höhere Leistungsklassen, wie von der Luftfahrt gefordert,

übertragen und skaliert werden können.

Und wie steht es um Brennstoffzellen-Projekte im Rail-­

Bereich?

Heinecke: Hier sprechen wir aktuell mit zwei Zugherstellern,

einem in Europa und einem in den USA, über die Lieferung von

Prüfständen und anderen AVL-Technologien.

Iancu: Es gibt weltweit viele Bahnstrecken, die nicht oder nur

sehr schwer elektrifiziert werden können. In den USA können

beispielsweise weite Teile des Schienennetzes durch den

Einsatz von Brennstoffzellen technologisch dekarbonisiert

werden.

Vor welchen Herausforderungen stehen unsere Kunden im

Brennstoffzellenbereich?

Iancu: Wir haben es hier mit einer Technologie zu tun, die sich

rapide weiterentwickelt und zugleich enorm breite Anwen-

dungsfelder bietet. Die Herausforderung für unsere Kunden ist

die Standardisierung, um skalieren zu können. Unsere modu-

laren Lösungen helfen dabei, anwendungsspezifische Projekte

mit standardisierten und erweiterbaren Modulen zu realisieren.

Heinecke: Neben den technischen Herausforderungen gibt

es noch Akzeptanzfragen rund um die Sicherheit, etwa im

Aviation-Bereich. Aber das wird sich aller Voraussicht nach bis

2035 legen, wenn wir die ersten Fuel Cell angetriebenen Flug-

zeuge sehen werden.

Welche Chancen seht ihr für unsere Fuel Cell-Technologien

im Bereich Marine?

Heinecke: In der Schifffahrt geht der Trend hin zur Gesamt­

hybridisierung, und das bedienen wir ganzheitlich aus unse-

rem Segment heraus. Das sind zum einen unsere Fuel Cell-­

Lösungen, aber auch Leistungselektronik und Batterietechnik,

die angepasst und eingebracht werden müssen. Wir haben

uns entschieden, hier auch mit Marktpartnern zusammen­

zuarbeiten, um eine frühe Lernphase und Skalierung unserer

Produkte zu erreichen.

Welche Synergien können durch die Kombination von Fuel

Cell und weiteren Technologien gehoben werden?

Iancu: Ich denke da vor allem an die Elektrolyse, also die

nachhaltige Erzeugung von Wasserstoff – ein Thema, das bei

AVL gerade stark im Fokus steht. Unser Know-how und unsere

Erfahrung mit Brennstoffzellen lassen sich hier übertragen und

helfen uns, rasch technologische Erfolge zu erzielen.

2024