Welche Strategien, Herausforderungen und Potenziale finden sich in den Märkten rund
um Aviation (Luftfahrt), Rail (Bahnverkehr), Marine (Schifffahrt) und Industrial Energy
(Energie/Strom)? Und wie kann AVL mit Know-how und Erfahrung im Fuel Cell-Bereich
punkten? Ein Interview mit Sascha Heinecke, Director Sales Industry Solutions, und
Helmut Iancu, Global Business Segment Manager – Fuel Cell.
AVL Testlösungen abseits des Automotive-Sektors
Brennstoffzellen-Power
in neuen Industrien
Welche Rolle spielt das Thema Brennstoffzelle in den neuen
Märkten?
Heinecke: Auf jeden Fall eine wichtige. Aus der Sicht der „New
Mobility“ geht es vor allem um die Frage, wie und wo man Syn-
ergien schaffen und Potenziale eröffnen kann. Als Projekt fällt
mir hier direkt BALIS ein, das gemeinsam mit dem Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) umgesetzt wurde.
Iancu: Das BALIS-Projekt war für uns und das DLR ein wich-
tiger Meilenstein. Es hat gezeigt, wie innovative Methoden
und komplexe Testlösungen aus dem Automotive-Bereich
auf höhere Leistungsklassen, wie von der Luftfahrt gefordert,
übertragen und skaliert werden können.
Und wie steht es um Brennstoffzellen-Projekte im Rail-
Bereich?
Heinecke: Hier sprechen wir aktuell mit zwei Zugherstellern,
einem in Europa und einem in den USA, über die Lieferung von
Prüfständen und anderen AVL-Technologien.
Iancu: Es gibt weltweit viele Bahnstrecken, die nicht oder nur
sehr schwer elektrifiziert werden können. In den USA können
beispielsweise weite Teile des Schienennetzes durch den
Einsatz von Brennstoffzellen technologisch dekarbonisiert
werden.
Vor welchen Herausforderungen stehen unsere Kunden im
Brennstoffzellenbereich?
Iancu: Wir haben es hier mit einer Technologie zu tun, die sich
rapide weiterentwickelt und zugleich enorm breite Anwen-
dungsfelder bietet. Die Herausforderung für unsere Kunden ist
die Standardisierung, um skalieren zu können. Unsere modu-
laren Lösungen helfen dabei, anwendungsspezifische Projekte
mit standardisierten und erweiterbaren Modulen zu realisieren.
Heinecke: Neben den technischen Herausforderungen gibt
es noch Akzeptanzfragen rund um die Sicherheit, etwa im
Aviation-Bereich. Aber das wird sich aller Voraussicht nach bis
2035 legen, wenn wir die ersten Fuel Cell angetriebenen Flug-
zeuge sehen werden.
Welche Chancen seht ihr für unsere Fuel Cell-Technologien
im Bereich Marine?
Heinecke: In der Schifffahrt geht der Trend hin zur Gesamt
hybridisierung, und das bedienen wir ganzheitlich aus unse-
rem Segment heraus. Das sind zum einen unsere Fuel Cell-
Lösungen, aber auch Leistungselektronik und Batterietechnik,
die angepasst und eingebracht werden müssen. Wir haben
uns entschieden, hier auch mit Marktpartnern zusammen
zuarbeiten, um eine frühe Lernphase und Skalierung unserer
Produkte zu erreichen.
Welche Synergien können durch die Kombination von Fuel
Cell und weiteren Technologien gehoben werden?
Iancu: Ich denke da vor allem an die Elektrolyse, also die
nachhaltige Erzeugung von Wasserstoff – ein Thema, das bei
AVL gerade stark im Fokus steht. Unser Know-how und unsere
Erfahrung mit Brennstoffzellen lassen sich hier übertragen und
helfen uns, rasch technologische Erfolge zu erzielen.
2024