AVL Focus - Ausgabe 2024

Transiente Fahrbedingungen

des Elektroantriebs simuliert

mit dem Virtuellen Zwilling

Das Antriebssystem evaluieren,

verstehen und optimieren: All das

kann der Virtuelle Zwilling. Anhand

von Simulationsmodellen lässt sich

nicht nur das physikalische Verhalten

besser verstehen, sondern auch

Entwicklungszeiten und -kosten

signifikant reduzieren.

ahlreiche Aspekte des Verhaltens von Antriebssystemen

lassen sich mit dem Virtuellen Zwilling untersuchen.

Der Fokus dieses Artikels liegt auf der Langlebigkeit des

Elektroantriebs und auf dem Geräusch- und Schwingungsver-

halten (NVH).

Im E-Motor, der Schlüsselkomponente des E-Antriebs, führt die

starke elektromechanische Wechselwirkung zwischen Rotor

und Stator zu ausgeprägten Schwingungsanregungen in Form

von Rotormomenten sowie Statorzahnkräften. Beim konven-

tionellen Ansatz werden diese Anregungen für einige wenige

Betriebspunkte vorausberechnet, wobei ein perfekt sinusför-

miger Strom angenommen wird. Das Regelungssystem bleibt

dabei unberücksichtigt. Für den Virtuellen Zwilling, der auch

das transiente Verhalten abbilden soll, ist dieser Ansatz jedoch

unzureichend.

Fortschrittliche Simulation mit AVL EXCITE™ M

Unsere Simulationslösung AVL EXCITE™ M integriert eine

E-Motor-Steuerung in das dynamische Simulationsmodell, das

die Pulsweitenmodulation des Wechselrichters berücksichtigt

und dadurch die reale Bestromung des E-Motors abbildet.

­Darüber hinaus berechnet EXCITE M die Motoranregung für

jede beliebige Betriebsbedingung auf der Grundlage voraus-

berechneter Motorcharakteristika. Der fortschrittliche E-Motor-­

Ansatz von EXCITE M ermöglicht die Untersuchung des

radialen Versatzes und der Neigung des Rotors im E-Motor

unter Berücksichtigung der Rotorverschiebung.

Getriebekomponenten und Lagerdynamik

Neben dem E-Motor beinhaltet der Virtuelle Zwilling des

Elektro­antriebs auch Getriebekomponenten wie Wellen,

Zahnräder, Lager und Gehäuse. Das detaillierte Zahnrad-­

Kontaktmodell in EXCITE M erlaubt die exakte Untersuchung

des Geräusch- und Schwingungsverhaltens. Bei den Lagern

wird der Kontakt der Rollkörper mit dem Lagerring für jede

­beliebige Lagerkonfiguration geometrisch exakt abgebildet.

Transiente Betriebsbedingungen

Eine Besonderheit von Elektroantrieben besteht darin, dass ein

erheblicher Teil der Betriebszeit unter transienten Bedingungen

erfolgt, bei denen die Betriebsdrehzahl und -last variieren. Da-

her ist es elementar, die Dynamik dieser transienten Betriebs-

bedingungen sowohl unter NVH- als auch unter Lebensdauer-

Gesichtspunkten zu verstehen.

Arbeiten Getriebe und Lager unter transienten Bedingungen,

insbesondere bei Änderungen der Drehmomentrichtung, führt

dies zu stoßartigen Belastungen der Zahnradflanken. Wie

stark sich diese Bedingungen auswirken, kann durch die Ein-

stellungen der E-Motor-Regler maßgeblich beeinflusst werden.

EXCITE M berechnet die Dynamik im Zeitbereich und nutzt

fortschrittliche Modellierungsfähigkeiten auch für Regelungs-

systeme. Das macht es zu einer einzigartigen Lösung, um

Elektroantriebe nicht nur unter stationären, sondern auch unter

transienten, dynamischen Bedingungen zu untersuchen.

Daher eignet sich das EXCITE M Modell als Virtueller Zwilling

– auch zur Erprobung von Reglern unter realen Betriebsbedin-

gungen.

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